Versiffte Chucks und Drogen-Erfahrungen

Warst du schon mal auf einer Konferenz? Kennt man ja. Oft stinklangweilig. Vortragende, die ein Thema zum 100sten Mal auf eine andere Art vor den Latz knallen – zum Gähnen. Und die Teilnehmenden laufen im blauen oder schwarzen Einheitsanzug herum, machen einen auf Smalltalk. Horrorvorstellung nix dagegen. Es geht aber auch anders. Cooler. Relaxter. Auf der OFFF in Barcelona zum Beispiel. Hier werden Anzüge gegen Trasher-T-Shirts getauscht, Lederschuhe gegen versiffte Chucks, Krawattennadeln gegen Nasenpiercings. Und das häufigste Schmuckstück sind tätowierte Arme. Der Männerdutt ist ebenfalls zigmal vertreten und an jeder Ecke blitzen die leuchtenden Äpfel von mit Stickern zutapezierten McBooks. Es werden Selfies geknipst, die GoPro läuft in Dauerschleife und Kaffee und Bier sind die Genussmittel Nummer 1. Ok, ich glaube auch andere Genussmittel gerochen zu haben – Kreative halt ;-).

Touristen wie Ameisenstraßen

Ich, das ist Livio Brandstätter. Und gemeinsam mit meinen Kollegen Mihael und Tanja haben wir heuer die Chance, diesen Ort der Inspiration unsicher zu machen. Wir sind schon am Vortag über Venedig mit der Ryan Air angedüst und haben gleich mal die katalanische Stadt unter die Lupe genommen. An einem Mittwoch ist hier mehr los als beim Klagenfurter Altstadtzauber und beim Villacher Kirchtag gemeinsam – ein Traum. Oder für den einen oder anderen vielleicht ein Albtraum. Die engen Gassen schmiegen sich an die Häuser wie ein frisch verliebtes Pärchen – immer in Aufsicht der großen Las Ramblas, der Straße, die sich über mehr als einen Kilometer durch Barcelona zieht. Wie ein Strich mit dem Lineal. Und tausende Touristen schwirren auf der Straße wie Ameisen.

Der Tag war aber lange und der Hunger groß. Also schnell mal ein Lokal checken. Tapas oder sonst etwas müssen schnellstens den leeren Magen füllen. Gleich mit La Castanya eine astreine Touristen-Abzocke erwischt – aber der Magen ist voll und das Essen war gar nicht so schlecht. Danach haben wir uns noch ein Bierchen im The Bollocks mit rotzfrecher Rockmucke gegönnt. Mit dem Taxi ist es dann zurück in unser Apartment gegangen und die Augen sind schnell zugefallen.

Gefräßige Cobras und Designs

Viel zu wenig Schlaf aber sehr pünktlich sind wir dann endlich bei der OFFF. Wir haben zu einem Workshop eingecheckt – aber das ist eine andere Geschichte. Das Gelände der OFFF ist Inspiration pur. Wir schlendern durch die Gegend und kommen an zig Foodtrucks vorbei an denen sich Menschenschlangen wie gefräßige Cobras schlängeln. Und wir kommen an Messeständen vorbei wo junge Designer ihre Arbeiten präsentieren. Wir kommen auch an großen Namen wie Adobe vorbei, die direkt am OFFF-Gelände einen Designwettbewerb ausloben. Live vor Ort setzen sich die Kreativen an Laptops und zaubern Flaschendesigns auf den Bildschirm.

Entertain and provoke

Verzaubern lassen sich die geschätzten 2.000 Teilnehmer der OFFF von zahlreichen Top-Vortragenden aus der Designwelt wie Storyteller BUCK aus Los Angeles. Er sagt: „Stories are the signal within the noise“ und plaudert auf der Bühne ganz locker über seine Drogenerfahrung, die sich definitiv in seinen Arbeiten ausdrückt. „Good stories can entertain and provoke“, sagt Buck und zählt die drei Elemente auf, die eine Story beinhalten sollte: Departure, Initiation and Return. Er zeigt Ausschnitte seiner Arbeit und ich muss zugeben, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen bin. Wie zum Teufel kommt man auf so coole Ideen und setzt das so genial um? Aber seht selbst liebe Leser. „We only dream of images we already have inside“, zitiert BUCK David Lynch zum Abschluss, den auf der OFFF scheinbar viele Speaker als Vorbild haben.

Wie auch Vaughan Oliver, der gerade spricht, während ich das hier schreibe. Denn die OFFF fängt zwar nicht gerade früh an, aber die Vorträge enden erst gegen 22:00 oder 23:00 Uhr. Also wird es heute wohl wieder ein langer Tag werden auf einer Konferenz, die keineswegs stinklangweilig oder zum Gähnen ist.

Stay tuned!

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